„Wir freuen uns, dass wir Dominik zurück haben!“
„Mein Mann und ich sind überglücklich, dass uns das Sorgerecht
für Dominik vom Oberlandesgericht Koblenz wieder zugesprochen wurde. Wir
möchten unserer Familie sowie allen Freunden und Bekannten, die uns in
der Zeit des Bangens um unser Kind beigestanden haben, herzlich danken. Das
Urteil bestärkt uns in der Überzeugung, den richtigen Weg gegangen
zu sein“. Mit diesen Worten verleiht Dominiks Mutter, Anke Feld, ihren
Gefühlen nach dem positiven Ausgang des Berufungsprozesses um das Sorgerecht
ihres Kindes Ausdruck. Der Fall hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt.
Die Eltern des krebskranken Dominik hatten eine Chemotherapie in der Universitätsklinik
Münster abgebrochen und ihre Hoffnungen auf ein Naturheilverfahren auf
der Basis der Zellular Medizin gesetzt. Nach wenigen Monaten waren vorher aufgetretene
Lungenmetastasen nicht mehr nachweisbar. Doch das Universitätsklinikum
ließ den Eltern das medizinische Sorgerecht aberkennen, da nach Ansicht
der Mediziner nur eine Chemotherapie Erfolg bringen könnte. Nach Monaten
der Unsicherheit wurde am 02. April 2004 das erlösende Urteil gefällt.
Hier ein Auszug aus der Presseerklärung des Oberlandesgerichts Koblenz:
Im Beschwerdeverfahren wurden in Abstimmung zwischen dem zuständigen Senat
des Oberlandesgerichts, den Eltern sowie dem eingesetzten Ergänzungspfleger...
weitere medizinische Beurteilungen und Begutachtungen eingeholt. Dadurch konnte
weitgehende Klarheit über den derzeitigen Gesundheitszustand von Dominik
sowie sinnvolle und notwendige Behandlungsmaßnahmen erreicht werden. In
der ... mündlichen Verhandlung am 31. März 2004 wurde mit vier vom
Gericht bestellten medizinischen Sachverständigen die gesamte gesundheitliche
Situation und mögliche Behandlungen nochmals umfassend erörtert. Außerdem
wurden die Eltern, der Ergänzungspfleger und das Jugendamt angehört.
In der Entscheidung vom 2. April 2004 hat der Senat (anm. d. Red.: das Gericht
) ausgeführt, dass sich die Eltern ihrer besonderen Verantwortung ihrem
Kind gegenüber in vollem Umfang bewusst sind... Unter Berücksichtigung
und Abwägung aller bei der Anhörung und nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme
zutage getretenen Umstände könne nicht davon ausgegangen werden, dass
das Verhalten der Eltern das Kindeswohl gefährde.“
Pressemitteilung 127 E 2 -23/04, Aktenzeichen 9 UF 855/03
Die bewegende Geschichte von Dominiks Eltern
>> Interview mit Dominiks Mutter
Wir sind die Eltern von Dominik. Wir bekamen am 19.10.2003 aus heiterem Himmel
einen Anruf vom Jugendamt, das vom Amtsgericht Betzdorf beauftragt wurde, uns
in Augenschein zu nehmen und zu prüfen ob wir noch das elterliche Sorgerecht
über unseren Sohn Dominik ausüben könnten. Der Onkologische Leiter
und Professor aus der Uniklinik Münster habe diesen Antrag beim Amtsgericht
gestellt. Nach diesem Schock haben wir uns zuerst einmal gesetzt und alles Revue
passieren lassen, weil es uns selbstverständlich schon kriminell vorkam,
was der dortige Uniprofessor und Studienleiter angezettelt hatte. Wir wollen
ihn nun den Beginn und den Verlauf von Dominiks Krankheitsverlauf umrahmen.
Dominik ist ein sportbegeistertes Kind, besonders dem Fußball hat er sich
verschrieben. Im August 2002 begann er in einem Verein zu spielen. Nach einem
Fußballspiel im September 2002 klagte Dominik über starke Schmerzen
im rechten Bein, was wir zuerst auf Muskelkater schoben. Die Schmerzen wurden
immer schlimmer, so dass wir am Wochenende, als noch Fieber hinzu kam, am Sonntag
in die Notaufnahme unseres Kreiskrankenhauses fuhren. Dort diagnostizierte man
nach der Röntgenaufnahme einen Knochenbruch. Das rechte Bein wurde in eine
Gipsschiene gelagert und wir sollten am Montag wieder vorstellig werden, da
Verwachsungen bzw. Schatten bei den Röntgenbildern zu sehen waren. Der
Montag brachte dann nach einem CT den schlimmen Verdacht über Knochenkrebs.
Wir wurden sofort nach Siegen in das dortige Kinderkrankenhaus überwiesen.
Dominik weinte und wir waren voller Angst. Aber auch wir konnten die Tränen
nicht mehr zurückhalten, vor Sorge.
"Wir waren sehr erschrocken und wütend, dass
bei so einem schlimmen Verdacht geschludert wurde"
In Siegen aufgenommen, wurden Untersuchungen - MRT, HRCT, Knochenszintigramm,
Biopsie und das Einsetzen des Proviak-Katheters in einer Operation vorgenommen.
Der Proviak ist ein Katheter mit zwei Schläuchen, der oben am Hals eingelassen
in einer Vene sitzt, um darüber Medikamente zu verabreichen und Blut zu
entnehmen. Nach der OP wurde eine Biopsie in Siegen analysiert. Die andere Probe
wurde nach Hamburg zur Zentrale dem dortigen Pathologischen Institut vorgelegt.
Wir mussten lange warten. Endlich, nach über einer Woche, bekamen wir die
Hiobsbotschaft, dass die Proben verloren seien, so der Siegener Arzt. Wir waren
verständlicherweise sehr erschrocken und auch gleichzeitig wütend,
dass bei so einem schlimmen Verdacht so geschludert wurde. Kurze Zeit später,
etwa 2 Stunden, kam der gleiche Arzt mit der Nachricht, dass der Befund jetzt
aufgetaucht sei. Wir waren natürlich sehr verunsichert und wussten nicht,
was wir davon halten sollten. Zudem kam nach einem HRCT-Befund die Nachricht,
dass Rundherde in der Lunge vorhanden seien.
Für uns war dies alles eine schmerzliche Tatsache und ein Schock. Wie schlimm
das ist für ein betroffenes Kind und die restlichen vier Geschwister zu
Hause, stark zu sein mit all dem Schmerz, wird jeder verstehen, der so etwas
ähnliches schon erlebt hat. Nach diesen beiden Befunden kam ein aufklärendes
Gespräch mit zwei Ärzten über Dominiks Krankheit, deren Verlauf,
Prognosen, Risiken, Chemotherapie und Amputation, ohne die es laut der dortigen
Onkologischen Ärzte keine Überlebenschance gäbe. Dies wurde uns
alles in ca. zwei Stunden vermittelt und erläutert. Es war schrecklich.
Dominik würde sein Bein verlieren, durch diese Chemotherapie einer zweiten
Krebserkrankung Vorschub leisten, Impotenz, Herz, Ohren, Nieren und andere innere
Organe können als Nebenwirkungen erst wie eine Zeitbombe in einigen Jahren
oder auch während der einzelnen Zyklen auftreten, wobei das Erbrechen und
der Haarverlust noch als gering angesehen werden muss.
"Geben wir unsere Zustimmung nicht, würden
wir entmündigt"
Nach dem Gespräch haben wir uns beide dann als Eltern gefragt, ob wir überhaupt
das Recht haben, unseren Dominik, den wir ja heilen wollten, so zuzurichten
bei dieser COSS 96 Studie. Es wurde gesagt und kann auch schriftlich vorgelegt
werden, dass bei dieser COSS 96-Studie Medikamente eingesetzt werden, die noch
nicht zugelassen sind. Aber was blieb uns in dieser Not und Bedrängnis
anderes übrig. Ohne unsere Zustimmung durfte die Chemotherapie nicht angefangen
werden, da wir sonst die Ärzte wegen Körperverletzung verklagen könnten.
Geben wir unsere Zustimmung nicht, würden wir entmündigt bzw. das
Sorgerecht aberkannt bekommen, so wurde uns gesagt. Also bekam Dominik am 1.10.2002
die erste Chemo.
In dieser Zeit haben wir viel gebetet und nachgeforscht, was es an Alternativen
gibt. Auch dort wurde uns dies negativ ausgelegt. Es wurde von der Ärzteschaft
eine schriftliche Benachrichtigung fixiert, in der es heißt, dass die
Familie Feld sich bei Pseudoärzten im In- und Ausland und im Internet informiert
bzw. sich mit ihnen in Verbindung setzt. So stießen wir auch auf Dr. Rath.
Über die Hotline bekamen wir alles zugesandt und auch Adressen von Ärzten,
die in unserer Umgebung mit Dr. Rath vertraut waren. Einer der Ärzte, mit
dem wir in Verbindung standen und dem wir unseren Fall schilderten, gab uns
den Rat, eine PET-Untersuchung machen zu lassen, damit auch wir etwas in den
Händen hätten, weil Siegen die Bilder nicht herausrückte.
Da die Krankenkasse uns mitteilte, dass die PET-Untersuchung keiner kassenärztlichen
Verordnung vorlag, wurde diese auch nicht übernommen, so dass wir die Kosten
selbst tragen mussten. In der ersten Erholungsphase nach der Chemo sind wir
mit Dominik nach Köln zur PET-Untersuchung gefahren und bekamen dort gesagt,
dass Dominik einen Tumor oberhalb des rechten Knies hatte. Danach ging es zurück
zur zweiten Chemo MTX nach Siegen. Dominik litt sehr unter dieser Chemo und
begann heftig zu fiebern. Der CRP-Wert (Entzündungswert) stieg über
eine Woche auf 19 an und Dominik bekam große Schmerzen im rechten, befallenen
Bein. Das Knie schmerzte unerträglich, sogar Novalgintropfen schafften
keine schmerzhemmende Wirkung. Erst auf mein Drängen hin schaute man auf
Dominiks krankes Bein. Es war heiß und fast doppelt so dick. Daraufhin
wurde sofort ein neues CT veranlasst, dies ergab, dass der Tumor trotz Chemo
weiter gewachsen war.
"Er wog noch 16kg, so dass er sogar zu schwach war,
in sitzender Haltung zu bleiben"
Man überwies uns am 28.10.2002 in die Uniklinik nach Münster. Dort
wurde nach Abgabe der Akten und mehreren Untersuchungen am 29.10.2002 die Chemo
fortgesetzt. Dominik litt wieder unerträglich, er erbrach sich eine Woche
lang ununterbrochen nur grüne Galle. Als ich ihn das erste Mal auszog um
ihn zu waschen, musste ich aus dem Zimmer laufen, weil mir die Tränen kamen.
Dominik war nur noch Haut und Knochen. Er wog noch 16 kg, so dass er sogar zu
schwach war, in sitzender Haltung zu bleiben. Er sagte: "Ich will nicht
mehr. Du hast mir versprochen mich zu heilen. Was tut ihr mir weh." Das
ist das Schlimmste für eine Mutter, wenn sie auch bei all dem noch Angst
hat, dass das kranke Kind das Vertrauen zu ihr verliert. Ich versuchte ihn immer
aufzumuntern mit allem Möglichen. Bald ist St. Martin, wir wollen darauf
hinarbeiten, dass wir dann zu Hause sind. Besonders Dinge wie 'wenn wir zu Hause
sind, dann machen wir dies und jenes und das' zogen immer.
Zu Hause hatte ich alles gelassen wie es war. Das heißt, Blumen und etc.,
was ja alles weg sollte laut Aufklärung. Aber ich wusste, wie wichtig die
Psyche ist. Gerade die Normalität ist in den Erholungsphasen enorm wichtig.
Ich habe oft gedacht, was muss die Zytostatika bzw. die Chemo für ein Gift
sein, wenn Blumen, Teppich und sogar Tiere gefährlich für den Betroffenen
sind. Da die Chemo alles kaputt macht, auch das ganze Immunsystem, müssen
Kinder Medikamente bekommen gegen Pilze, die eine Lungenentzündung verursachen
können.
Das Amphomornal, das die Kinder bekommen gegen Pilze, die die Mundschleimhäute
und sogar die Speiseröhre befallen können, ist bei all der Übelkeit,
die die Chemo verursacht, eine wahre Tortur. Vier Mal täglich eine Pipette
in den Mund und runterschlucken. Dominik erbrach sich jedes Mal. Ich wollte
ihn nicht noch zusätzlich quälen. Von einer Ärztin im Bekanntenkreis
erfuhren wir, dass ein anderer Arzt schon positive Erfahrungen mit Schwarzkümmelöl
gemacht hatte, was die Mundschleimhäute betrifft, die Anti-Wirkung gegen
Pilze und gegen Depression. Also haben wir Dominik Schwarzkümmelöl
von diesem Zeitpunkt an immer gegeben. Dies wurde auch in unseren Akten von
den Ärzten in Münster immer festgehalten. Also bekam Dominik anstelle
des Amphomornal 3 mal täglich einen Teelöffel Schwarzkümmelöl.
Man muss erwähnen, dass unser Dominik weder Pilze, noch die Mundschleimhäute
angegriffen hatte. Dieses Schwarzkümmelöl nahm er ohne murren, weil
er es von früher her kannte. Wenn er zu Hause erkältet war, bekam
er früher immer einen Teelöffel voll. Es war ein Stück von zu
Hause.
So ging es weiter bis Anfang Dezember 2002. Am 3. Dezember 2002 fuhren wir mit
Dominik nach Lourdes in Südfrankreich, in den Pyrenäen. Dort ist 1852
die Gottesmutter erschienen, es ist also ein Wallfahrtsort. Dominik badete auch
in der Quelle, die damals nach der Erscheinung entstand. Dort beteten und baten
wir auch um göttliche Hilfe in unserer Verzweiflung wegen dieser schweren
Entscheidung, OP am Bein und dass Dominik sein Bein behalten sollte. Nach einem
Tag Aufenthalt in Lourdes machten wir uns seelisch gestärkt auf den Weg
nach Hause.
"Was ist das für ein Arzt, der im Beisein eines
siebenjährigen Kindes zwei Varianten vorstellt, um ihm dann zu sagen 'für
Dich gilt nur das eine', der Verlust des Beines"
Anfang Dezember 2002 musste ich mit Dominik zu einem Vorgespräch der Orthopäden
kommen, wo wir über die OP und die Art der OP aufgeklärt werden sollten.
Obwohl ich darum bat, das Gespräch zu verschieben, weil mein Mann mit dabei
sein wollte, bekam ich zuerst die Antwort, das wäre nicht das eigentliche
OP-Gespräch. Das Gespräch wurde eingeleitet mit den Worten, früher
meinte man, je mehr man abschneidet (am Bein, sprich Primärtumor), um so
besser wäre die Heilungssituation des Patienten. Aber das ist Stand aus
den siebziger Jahren. Heute weiß man, dass man den Primärtumor komplett
bekommen muss, so dass eine Amputation nicht unbedingt erforderlich ist. Dominik
schaute mich strahlend an und drückte mir die Hand. Gleich darauf wurde
uns aber gesagt, dass bei dieser Prothesenvariante, also die Alternative zur
Umkehrplastik (= Amputation), der Strahl nicht mitwächst. Das heißt,
Dominik müsste bei dieser Alternativenart jedes Jahr eine OP in Kauf nehmen
um den Wachstumsfaktor auszugleichen. Es wurde uns die Gefahr der Infektion
jedes Mal vor Augen gehalten und die OP-Strapazen jedes Jahr. Dominik bekam
einen Weinkrampf und wollte zu mir auf den Schoß. Auch mir liefen die
Tränen übers Gesicht, obwohl ich versuchte ruhig zu bleiben. Was ist
das für ein Arzt, der im Beisein eines siebenjährigen Kindes zwei
Varianten vorstellt, um ihm dann zu sagen "für dich gilt nur das eine",
der Verlust des Beines, also Amputation. Mit dem Satz "überlegen Sie
es sich am Wochenende mit ihrem Mann" war das Gespräch beendet und
wir fuhren nach Hause.
Das Wochenende war schlimm und wir waren hin und her gerissen. Am Sonntag sagten
mein Mann und ich einstimmig, wir lassen Dominik eine Prothese machen. Das heißt
jährliche OP. Dominik war glücklich, in diesem Moment, dass wir so
entschieden haben. Er betete auch jeden Abend, es wird schon alles gut. Am Montag,
dem 9. Dezember, fuhren wir zum eigentlichen OP-Gespräch nach Münster.
Wir wurden in der Orthopädie aufgenommen. Der OP-Termin war für Mittwoch,
den 11.12.2002 geplant. Bei dem Gespräch kam heraus, dass die Vorbereitung
einer Amputation, also einer Umkehrplastik vorbereitet wurde. Wir waren alle
natürlich sichtlich total überfahren und geschockt, so dass wir gar
nichts sagen konnten. Ein junger Arzt sah unsere Not und sagte uns, wir wollen
erst mal sehen, ob der Tumor im rechten Knie überhaupt operabel sei. Dieser
Arzt kam kurze Zeit später mit der guten Nachricht, dass der Tumor operabel
sei. Das war für uns ein gutes Zeichen, weiter auf eine nicht-mitwachsende
Prothese, also Beinerhaltung, zu beharren.
Der zuständige Professor der Orthopädie kam um uns von der Prothese
abzuraten. Mit allen schlechten Prognosen und was sein könnte versuchte
er uns von unserem Vorhaben abzubringen. Aber wir blieben fest in unserem Vorhaben
und sagten, dass wir in Lourdes gewesen waren und dass seitdem Dominiks Bein,
das nach der Biopsie doppelt so dick war, wieder auf Normalgröße
sei. Darauf antwortete der Professor: "Wer soll das gewesen sein? Der liebe
Herrgott vielleicht? Der hilft nicht, sonst würden nicht so viele Kahlköpfe
hier herum laufen. Ich kann Ihnen sagen, was der liebe Gott macht: Er nimmt
Ihr Kind weg". Dominik saß mit großen, entsetzten Augen neben
uns und hörte alles mit. Wir waren entsetzt und ich dachte bei mir, 'egal
für was wir uns entscheiden, dieser Arzt operiert unser Kind nicht'. Wir
sagten die OP ab und baten um Bedenkzeit. Zum Bericht des Professors sei noch
zu erwähnen, dass er schreibt, wir hätten uns dahin gehend geäußert,
dass wir seine Operation (Umkehrplastik bzw. Endoprothese) als Verstümmelungsoperation
verunglimpften. Dies haben wir nie gesagt und ist eine Lüge, also die Unwahrheit.
Danach wurde Dominik wieder in die Onkologie verlegt, wo es sofort wieder mit
einer Chemo weiterging, um keine Zeit zu verlieren, so die hiesigen Onkologen.
Wir waren beide durcheinander. Ich weiß noch, dass ich gesagt habe: "Lieber
Gott, was sollen wir tun? Zeig uns den richtigen Weg." Und dann konnte
ich die Tränen nicht mehr zurückhalten.
"Sie kannten den Arzt und hatten uns die dritte
Alternative vorenthalten"
Am Mittwochabend um 18 Uhr bekamen wir einen Anruf von guten Freunden: "Hallo.
Wie sieht es bei Euch aus. Wir haben erfahren, dass ein Münchener Arzt
beinerhaltend operiert". Und zwar, so der dortige Arzt, mit intelligenten,
mitwachsenden Beinprothesen. Ich glaube jeder, der einmal in einer ausweglosen
Situation war, und dann doch noch die Rettung kam, kann verstehen, was in uns
vorging. Ich weiß, dass mir die Tränen kamen und ich laut gesagt
habe "Danke". Wir sprachen die Ärzte darauf an und sagten, dass
wir mit München Kontakt aufnehmen wollten. "Ach, mit dem Münchener
Chirurgen", war die Antwort. Das klang so komisch, dass wir nachfragten,
was das für ein Arzt sei. Es wurde uns gesagt, dass das, was er seit zehn
Jahren macht, präzise Arbeit ist und ordentlich. Wir waren fassungslos.
Sie kannten den Arzt und hatten uns die dritte Alternative vorenthalten. Als
sie merkten, dass wir uns nicht davon abbringen ließen, kam der Chef der
Onkologie und sagte, er habe gehört, dass wir nach München wollen.
Als wir bejahten, sorgte er dafür, dass wir schnellstens den Münchener
Arzt sprechen konnten.
Am Sonntag, dem 15.12.2002 hatten wir ein Gespräch in München. Der
Arzt nahm sich viel Zeit für uns und sagte: "Ich muss mir die Bilder
in Ruhe anschauen, erst dann kann ich sagen, ob ich ihr Kind operiere. Ich melde
mich vor Weihnachten." Wir fuhren voller Hoffnung, aber auch voller Angst
nach Hause. Vor Weihnachten kam kein Anruf und ich dachte, er will uns Weihnachten
nicht verderben. Er kann wohl nicht operieren. Am 30.12.2002, einen Tag vor
Silvester, kam die wunderschöne Nachricht aus München: "Ich werde,
wenn Sie wollen, Ihren Dominik operieren und mit Gottes Hilfe werden wir es
schaffen." So froh und gestärkt kamen wir ins neue Jahr.
"Hier war einer, der sein Bein erhalten wollte.
Unser Gebet wurde erhört."
Da die OP noch vorbereitet werden musste und die Prothese für Dominik noch
angefertigt werden musste, verschob sich die OP um 2 Monate. Es wurden weitere
Chemotherapien vorgezogen, damit keine Zeit verloren ginge. Mir war das alles
zu viel und ich hatte Angst Dominik hätte nicht genug Kraft für die
OP. Aber die Ärzte erklärten uns, er brauche die Chemo und 14 Tage
zur Erholung würden reichen. In der Zeit wollte ich immer wieder mit den
Präparaten von Dr. Rath begingen, aber Dominik war zu schwach um noch irgend
etwas Zusätzliches zu nehmen bzw. zu schlucken. Zur Chemo konnte er nicht
'Nein' sagen, obwohl er sich oft wehrte. Aber durch intravenöse Art geht
dies alles wie von alleine. Wir fuhren am 22.01.2003 mit Dominik zum Vorstellen
nach München und er hatte den dortigen Arzt sofort ins Herz geschlossen.
Es war das erste Mal, dass Dominik sagte, das Krankenhaus gefalle ihm. Hier
war einer, der sein Bein erhalten wollte. Unser Gebet wurde erhört. Am
13. Februar 2003 wurde Dominik von 8 Uhr bis 15.30 Uhr operiert. Es war ein
wunderschöner Tag. Der Münchener Arzt sagte abends, dass er Dominiks
Tumor bei der OP komplett bekommen hatte. Es war kaum eingeblutet. Das heißt,
es ist ein gutes Zeichen.
Die Tage verliefen bis auf die Schmerzen nach einer solch schweren OP normal.
Der Chefarzt kam sogar am Wochenende und hat sich immer für den Zustand
von Dominiks Bein interessiert und gekümmert. Wir waren auch alle glücklich,
dass die Operation so einen guten Verlauf genommen hatte. Am letzten Wochenende
hatte Dominik dann vom dortigen Chefarzt sogar die Erlaubnis bekommen, mit uns
in die Münchener Innenstadt zu gehen. So machten wir uns auf zu einem Spielwarenladen
und zum Kaufhof, wo Dominik sich für Fastnacht ein Piratenkostüm aussuchte.
Am Sonntag, dem 23. Februar 2003 fuhren wir mit Dominik, nachdem wir uns bei
allen mitwirkenden Ärzten und vom Schwestern-Team recht herzlich bedankt
hatten, alle, besonders Dominik, froh und glücklich nach Hause. Dominiks
kleine vierjährige Schwester, die die ganze Zeit über mit in München
war, erzählte jedem "mein Bruder hatte einen Tumor im Bein".
Zuhause angekommen, freuten wir uns auf den Rest der Familie, dass wir seit
langem wieder eine Woche gemeinsam verbringen durften.
Auf Fastnacht-Dienstag, den 3. März 2003 kamen wir zur ersten Chemotherapie
(Adriamycin) nach der Bein-OP. Dominik hatte noch Schmerzen im Bein und seine
Psyche war so angegriffen nach all dem, was er von September 2002 bis zu diesem
Zeitpunkt durchlebte. Der Arzt in München hatte uns darauf hingewiesen,
dass nach all der Anspannung schwere Depressionen kommen könnten. Man muss
sich vorstellen, das, was ein Erwachsener kaum verkraftet, Chemo, Angst um sein
Leben, sowie die Angst sein Bein zu verlieren, hatte dieser kleine Junge mit
noch nicht einmal 8 Jahren voll mitbekommen. Jetzt kamen Depressionen, Alpträume,
erst richtig zum Vorschein: "Holt mich nach Hause, ich kann nicht mehr."
"Für diese Schikane hatte ich nur ein Kopfschütteln
übrig"
Wer ihn immer aufmunterte waren der Musiktherapeut und die Erzieherinnen. Außer
einem Physiotherapeuten und einer Physiotherapeutin, die sich eifrig bemühten
Dominik die Freude am Laufen und die Streckung des Beines zu vermitteln, schaute
kein einziger Orthopäde sich jemals Dominiks Bein an. Obwohl mein Mann
den Oberarzt der Orthopädie zweimal darauf ansprach, ließ er sich
niemals blicken. Als eine wichtige Nachuntersuchung in München anstand
und die Chemo auf unser Bitten um einige Tage verschoben werden sollte, bekamen
wir zur Antwort: "Es sind Zyklen vorgesehen und an die muss man sich laut
COSS 96 halten." Dass Chemotherapien zwecks Platzmangel bzw. Bettenkapazität
verschoben werden mussten, wie wir es auch einmal erlebten, war kein Problem.
Aber jetzt, wo in München Dominiks Bein nach der OP das erste Mal untersucht
werden sollte, ging das angeblich nicht aus onkologischer Sicht, denn wir bekamen
zur Antwort: "Was geht uns Ihre Prothese an?" (Wortlaut eines Oberarztes
in der Onkologie).
" Für Dominik ist das sehr wichtig", antwortete ich "und
wir fahren".
"Gut, dann werden Sie über Ostern zur Chemo hier antanzen."
Für diese Schikane hatte ich nur ein Kopfschütteln übrig und
antwortete: "Das werde ich unserem Sohn nicht antun."
"Wenn Sie bis spätestens Osterdienstag nicht hier erscheinen, werden
Sie mich kennen lernen."
So fuhren wir nach München, wo der dortige Arzt mit dem Beinverlauf sehr
zufrieden war. Er merkte, dass Dominik sehr geschwächt wirkte und fragte
uns, wie viele Chemoblöcke Dominik denn noch haben müsse. Zum damaligen
Zeitpunkt waren es noch fünf Stück. Nach der Untersuchung fuhren wir
nach Hause und hatten für ein paar Tage Ruhe, die Dominik dringend brauchte.
Am zweiten Ostertag fuhren wir dann zur nächsten Chemo. In dieser Zeit
fand ein Gespräch mit Ärzten über die bevorstehende Lungen-OP
statt, die für die hiesigen Onkologen unvermeidbar war. Es wurde auch gesagt,
dass zwischen zwei Chemoblöcken eine 14-tägige Ruhepause ausreichen
würde. Dann sollte Dominik den Thorax geöffnet bekommen um die Lungenmetastasen
zu entfernen. Für uns war es unvorstellbar, das einem Kind zwischen zwei
Chemoblöcken so eine schwere OP zugemutet werden sollte. Wir erklärten
daraufhin, dass wir uns eine zweite Meinung in einer Lungenfachklinik einholen
wollten.
Der dortige Lungenfacharzt in Hemer war bestürzt, dass hier nicht individuell
entschieden wurde, sondern stur nach Studie. Auch er gab uns den Rat, Dominik
eine vierwöchige Pause zu gönnen und dann wieder bei ihm vorstellig
zu werden. Wir fuhren daraufhin nach langem Überlegen ohne Dominik nach
Münster zu einem Gespräch in die Onkologische Ambulanz, in der wir
unsere Ansichten unterbreiteten, dass Dominik die letzten drei Chemoblöcke
nicht mehr bekommen sollte, da er psychisch und körperlich sehr angeschlagen
war und wir in vier Wochen wieder vorstellig werden würden, in Hemer um
die Lunge zu überprüfen. Obwohl die Onkologen in Münster nicht
unserer Meinung waren, aber auch nicht versichern konnten, dass, wenn wir es
so machten wie es vorgeschrieben war, Dominik mehr Chancen hätte, nicht
mehr rezidiv zu werden, gingen wir unseren Weg. Daraufhin fuhren wir mit dem
Gefühl, einen richtigen Schritt gemacht zu haben nach Hause.
"In Hemer bescheinigte uns der dortige Arzt, dass die Lungenmetastasen
am resorbieren seien"
Bei der nächsten Blutuntersuchung zu Hause erfuhren wir, dass Dominiks
Leberwerte sehr schlecht waren. Die Folgen bzw. Nachwirkungen der Chemo. Dominik
merkte selber, dass er oft noch sehr müde, traurig und lustlos war. Er
freute sich aber so, zu Hause zu sein, und dass sein Zustand sich langsam aber
stetig besserte. Wir versuchten ihm zu erklären, wie wichtig jetzt Medikamente
zum Aufbau des Immunsystems, gleichzeitig aber zur Vernichtung vorhandener Krebszellen
seien. Dominik sagte: "Ich will ja schnell wieder fit werden." Also
begannen wir Anfang Juni dieses Jahres einem Naturheilverfahren basierend auf
der Zellular Medizin." Beim nächsten CT in Hemer bescheinigte uns
der dortige Arzt, dass die Lungenmetastasen am Resorbieren seien und er, wenn
es sein Sohn wäre, jetzt nicht zu operieren würde auf Grund dieser
Konstellation. Der Arzt schlug vor in zwei bis drei Monaten wieder vorstellig
zu werden.
Erleichtert und voller Freude fuhren wir nach Hause, obwohl es Dominik wesentlich
besser ging, hatte er sein Trauma noch nicht überstanden. All seine Ängste
und Schmerzen projizierte er auf sein Bein, so dass er nach und nach eine Schonhaltung
am rechten Bein annahm. Er bekam das Bein nicht mehr in die Streckung. So kam
es, dass die ganze Familie, die seit einem Jahr viel gemeinsame Höhen und
Tiefen miteinander durchgemacht hatte und dringend Erholung brauchte, durch
sehr gute bekannte ein Häuschen in der Bretagne zur Verfügung gestellt
bekam. Wie sooft bekamen wir auch hier wieder Hilfe und konnten den Urlaub,
den alle benötigten, 14-tägig antreten.
Dominik hatte diese Luftveränderung sehr gut getan. Er fing an, zuzunehmen
und seine Psyche wurde im Urlaub von Tag zu Tag besser. Er nahm schon seit gut
einem Monat die Zellular Medizin nach Dr. Rath. Nachdem wir aus dem Urlaub zurück
kamen, hatten wir wieder mit Dominik einen ambulanten Termin in der Münchener
Klinik, wegen dem Beinimplantat zwecks Vorsorgeuntersuchung. Der dortige Arzt
verstand, dass Dominik nach all dem, was er das letzte Jahr erlebt hatte Zeit
brauchte um all das zu verarbeiten, gleichzeitig machte er aber darauf aufmerksam,
dass es wichtig sei mit dem Bein in die Streckung zu kommen. Also verordnete
er dringend Reha-Maßnahmen von mindestens zwei Stunden täglich, damit
die verkürzte Muskulatur bzw. Sehnen wieder verlängert und aufgebaut
werden, um das Bein wieder in die Streckung zu führen.
"Er war so voller Ergeiz und Freude, dass er sogar
die anfängliche Müdigkeit überwunden hatte"
Also begann ab 1. September für Dominik nicht nur die Schule, sondern auch
die ambulante Reha. Dominik wollte auf eigenen Wunsch am 1. September wieder
in die Schule und zwar in seine alte Klasse. Obwohl er nicht regelmäßig
Unterricht bekommen hatte, war er annähernd auf dem Stand durch die Lehrerin
in der Uniklinik Münster, sowie seine Klassenlehrerin, die, wenn er zu
Hause war, zweimal die Woche etwa zwei Stunden zum Unterricht nach Hause kam
und durch uns. Seine Klassenlehrerin meinte auch, man könnte es versuchen,
ihn sofort in die dritte Klasse zu versetzen. Dominik hatte nun einen arbeitsreichen
Tag vor sich. Morgens in die Schule, mittags in die Reha. Aber er war so voller
Ergeiz und Freude wieder in der Schule zu sein, dass er sogar die anfängliche
Müdigkeit überwunden hatte. Das alles hat er nicht zuletzt der Zellular
Medizin zu verdanken. Im August hatte er noch Hosengröße 116, jetzt
passt ihm schon 128.
Im September war unser nächster CT-Termin in Hemer. Unser betreuende Arzt
war krank geworden und so hat uns nur ein Radiologe dort empfangen. Nach der
CT sagte uns der Radiologe, dass hinter dem Brustbein eine Veränderung
sei. Er wollte uns sofort nach Münster weiterleiten. Wir fragten ihn, was
mit den Metastasen in der Lunge sei. "Da sehe ich nichts", meinte
der Radiologe. Wenn in der Lunge soweit alles in Ordnung sei, dann kann doch
hinter dem Brustbein nichts neues, tumoröses gewachsen sein, sagte ich.
Wir wollten unbedingt einen Thorax-Spezialisten sprechen. Als er kam, sagte
auch er, dass in der Lunge die Metastasen aber gut zurück gegangen seien
und hinter dem Brustbein, dass spreche für einen vergrößerten
Thymus. "Ach ja", sagte ich, "die Thymusdrüse ist doch eines
der wichtigsten Entgiftungsorgane des Körpers, das ist doch ein gutes Zeichen,
oder? Er bekommt nämlich Zellular Medizin nach Dr. Rath."
"Ja, das könnte schon sein." Der Thorax-Spezialist konnte es
sich auch nicht erklären. Wir sollten es bitte abklären.
"Dominik wurde immer fitter und mobiler, so dass sein rechtes Bein immer
mehr Fortschritte aufwies"
Wir ließen es abklären und bekamen von Ärzten und Chirurgen
nach Ansicht des CT-Bildmaterials zur Antwort, dass dies eine normale Thymusreaktion
bei Dominik sei und außerdem ein gutes Zeichen, weil die Thymusdrüse
aktiv sei und auch beim Resorbieren der Metastasen helfe. Dominik wurde immer
fitter und mobiler, so dass sein rechtes Bein immer mehr Fortschritte aufwies.
So kam es, dass bei der nächsten Spülung des Proviak-Katheters bzw.
Blutabnahme, wir dem dortigen Arzt mitteilten, dass die Metastasen zurückgegangen
seien. "Wie kommen Sie darauf?", sagte der Arzt. "So ist uns
in Hemer gesagt worden", erwiderten wir. Daraufhin zeigte uns der Arzt
den Befund aus Hemer, in dem stand, dass es keine größen- und zahlenmäßige
Zunahme der Rundherde gäbe, aber eine Veränderung hinter dem Brustbein.
Dieser Arzt hat dann schon in Münster Kontakt aufgenommen und die jetzige
Lage mit eingeleitet.
Da Münster unsere Alternativmedizin nicht akzeptierte, hatten sie uns natürlich
mit einem ganz fiesen Brief an unser Amtsgericht gedroht, die uns dann das medizinische
Sorgerecht nahmen. Bei der eigentlichen Verhandlung nahm dann das Jugendamt
für uns Partei und stimmte für uns, als auch unser Verfahrenspfleger.
Der medizinische Sachverständige las in der Verhandlung nur stur die COSS-Studie
96 vor und erläuterte diese, die wir sowieso schon kannten. Er war auch
der Meinung, dass hier Chirurgen gehört werden müssten.
"Trotzdem fällt eine junge Richterin dann so
ein Urteil."
Trotzdem fällt eine junge Richterin dann so ein Urteil. Im Vorfeld hat
sie telefonisch Kontakt mit unseren Rechtsanwälten aufgenommen und ihm
wortwörtlich gesagt, sie wüsste nicht, wie sie in diesem Fall entscheiden
sollte. Man muss sich dies einmal überlegen. Unser Anwalt war erstaunt,
dass eine Richterin so etwas tat. Aber in dieser Zeit kam ja auch noch der Rufmord-ähnliche
Spiegel-Artikel von Herrn Klawitter, der bei dem Beschluss der Richterin beilag
und wahrscheinlich den Ausschlag gab. Zur Zeit läuft der Widerspruch und
wird dem Amtsgericht diese Woche vorgelegt."